BVDW-Ranking

Das sind die 60 größten deutschen Digitalagenturen

Reply Digital Experience kommt als erster ins Ziel
aquariagirl1970 / Fotolia
Reply Digital Experience kommt als erster ins Ziel
Die fetten Wachstumsjahre für Digitalagenturen scheinen derzeit vorbei. In diesem Punkt spricht das aktuelle Ranking der größten Digitalagenturen, das der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) jetzt veröffentlicht hat, eine deutliche Sprache. Um durchschnittlich nur noch 5,5 Prozent wachsen die Top 60 beim digitalen Honorarumsatz, die Top 30 sogar nur noch um 3,5 Prozent.
Teilen

Damit schaffen die Digitalspezialisten zwar immerhin wieder ein Wachstum – im vergangenen Jahr rutschten die Top 60 um 6,2 Prozent ins Minus im Vergleich zum Vorjahr. Doch vom Boom früherer Jahre ist aktuell nicht mehr viel zu spüren. 2016 wuchsen die Top 60 noch um satte 24,4 Prozent, die Top 30 sogar um 30,7 Prozent. Diese Zahlen sind gemessen auf der Grundlage der gemeldeten Honorarumsätze der Agenturen. Diese lagen 2017 für die Top 30 insgesamt bei 1.106 Milliarden Euro, 2018 bei 1.145 Milliarden (+3,5 Prozent). Auf den hinteren Rängen indes geht noch was. Alle 173 für das Ranking gemeldeten Agenturen kommen laut BVDW im Durchschnitt auf ein Wachstum von 12,4 Prozent (2017 waren es 12 Prozent).


Klar: Die niedrigen prozentualen Zuwächse der Top 60 und Top 30 hängen mit dem generell gestiegenen Umsatzniveau zusammen. Das betont auch Marco Zingler, Vizepräsident des BVDW: „In den vergangenen Jahren gab es vor allem durch Zukäufe und Zusammenschlüsse in den Top 60-Rängen teils extrem große Zuwächse. In diesem Jahr sehen wir eine Atempause. Organisches Wachstum ist im zweistelligen Prozentbereich in den Größenordnungen, in denen sich die Top-Agenturen mittlerweile befinden, nur noch schwer leistbar.“

In diesem Jahr sehen wir eine Atempause.
Marco Zingler, Vizepräsident BVDW
Dennoch muss man kein Mathematikgenie sein, um an den Zahlen zu erkennen, dass das deutlich schwächere Wachstum nicht allein an den Relationen liegen kann. Zumal ausgerechnet Zinglers eigene Agentur den Gegenbeweis erbringt. Schließlich ist Zingler nicht nur Amt- und Würdenträger beim BVDW, sondern auch Gründer und Geschäftsführer der Kölner Agentur Denkwerk. Und die hat – mit Rang 21 auf ebenfalls hohem Niveau – im vergangenen Jahr deutlich zweistellig zugelegt. Um 31,8 Prozent, um genau zu sein. Zinglers Begründung hierfür: „Wir haben 2018 alles richtig gemacht und - neben Köln und Berlin - mit München und Hamburg erfolgreich zwei weitere Standorte aufgebaut.“

Ebenfalls zweistellig zugelegt hat Reply Digital Experience. Der Agenturverbund unter dem Dach der italienischen Reply AG wuchs um 26,7 Prozent und ist damit der einzige, der 2018 die 100 Millionen Euro Umsatzgrenze knacken konnte. Die Konsequenz: Erstmals Nummer 1 im BVDW-Ranking. Thomas Hartmann, Vorstand Reply AG, sagt dazu: „Wie im Vorjahr sind wir fast ausschließlich organisch gewachsen. Der Hauptanteil der Umsatzsteigerung ergibt sich durch den Ausbau von Bestandskunden und Neukunden.“

Dass Reply nun erstmals das Ranking der Digitalagenturen anführt, liegt aber auch daran, dass einige andere Branchengrößen 2018 nicht gemeldet haben. Einerseits Sapient, die 2016 noch mit einem digitalen Honorarumsatz von 90,6 Millionen Euro auf Rang 1 lagen. Andererseits die Bremer Team Neusta, die im vergangenen Jahr noch mit einem gemeldeten Umsatz von 104 Millionen Euro Platzhirsch war. Sapient beteiligt sich schon seit 2017 nicht mehr an dem Ranking, weil „viele der abgefragten Geschäftsbereiche für uns nicht mehr relevant sind“, so Geschäftsführer Wolf Ingomar Faecks.

Über die Gründe, warum Team Neusta in diesem Jahr nicht am Ranking teilnimmt, gibt es in der Branche unterschiedliche Vermutungen. Die offizielle Variante nennt Heinz Kierchhoff, Geschäftsführer Team Neusta, selbst: „Wir haben uns insbesondere aus Compliance-Gründen entschieden, in diesem Jahr das Internetagentur-Ranking auszulassen. Es ist uns ein Anliegen, eine Trennung zwischen einer Team Neusta betreffenden Rankingplatzierung und dem derzeit laufenden Wahlkampf unseres Eigentümers Carsten Meyer-Heder zu ermöglichen.“ Tatsächlich kandidiert Meyer-Heder derzeit als Spitzenkandidat der CDU für das Amt des Bürgermeisters beziehungsweise Ministerpräsident des Landes Bremen. Das hatte er im Interview mit HORIZONT bereits 2018 angekündigt. Im nächsten Jahr werde Team Neusta „natürlich“ wieder dabei sein“, so Kierchhoff.

Opinary Berater vs Agenturen

Shootingstar im aktuellen Ranking ist derweil Intive. Die Gruppe schraubte ihren digitalen Honorarumsatz um 50,3 Prozent auf 22,6 Millionen Euro und klettert damit von Rang 26 auf Rang 18. Intive Deutschland, mit Sitz in München, gehört zur Breslauer Intive Holding, die 2015 aus dem Merger der finnischen BL Stream und der polnischen SMT Software entstanden ist. Zu den Bestandskunden von Intive in Deutschland zählen Vorwerk, Esprit, Audi und Xarvio. Wolfe W. Diener, Senior Vice President Germany, erklärt das Umsatzplus der deutschen Intive unter anderem mit  einem „zusätzlichen Wachstumssprung durch die starke Expansion mit digitalen Transformationsprojekten bei Bestandskunden“. Für weiteres Wachstum sorgte zudem die Eingliederung von Intence in die Intive-Gruppe.

Das größte Umsatzminus musste hingegen Pilot Hamburg melden. Für Geschäftsführer Uli Kramer eine unschöne Situation, da sie nicht die tatsächliche Agenturentwicklung widerspiegelt. 2017 hatte Pilot ihr Digitalgeschäft mit Procter & Gamble in Twenty Five, einem gemeinsamen Joint Venture mit Mediacom eingebracht. Da Pilot an dem Joint Venture jedoch weniger als 50 Prozent hält, können diese Umsätze nicht mehr für das Ranking gemeldet werden. 

Die Top 60 deutschen Internetagenturen 2018

Quelle: (Internetagentur-Ranking 2018 (BVDW, HORIZONT, W&V,iBusiness))
20182017AgenturHonorarumsatz Digital 2018 in Mio. EuroVeränderung zu 2017 in %
13Reply - Digital Experience108,9526,7
22Plan.Net Gruppe98,071,7
35PIA Group**77,2416,9
48Valtech73,5027,6
54diva-e72,979,2
66SinnerSchrader67,0215,9
79MGM Technology Partner55,0610,3
810C3 Creative Code and Content53,1411,8
911Syzygy45,8516,2
1013Init41,0219,9
11-UDG United Digital Group**38,96-
1214Fischer Appelt37,0012,1
1312TWT Digital Group35,340,7
14-Dept Germany Marketing Holding32,44-
1518Namics Deutschland29,7049
1620Sybit23,6534,9
1715Pilot Hamburg***23,09-12,6
1826Intive22,6450,3
1919Arithnea22,1516,4
2017Ray Sono21,225,1
2125Denkwerk20,0131,8
2222Ewerk19,5213,8
23-Experience One18,60-
2423Saint Elmo`s18,539
25-Ressourcenmangel17,86-
2624Neuland - Büro für Informatik17,2512,2
2727Dot Source16,137,9
2828Antwerpes14,212,8
2930Neofonie12,388,5
30-Exozet Berlin12,28-
3131Achtung12,248,1
32-Mindcurv12,17-
3334Das Büro am Draht11,8716,3
3435i22 Digitalagentur11,1820,2
35-Grow Digital Group10,36-
3638Futurice10,1820,2
3732Scholz & Volkmer10,05-8
3833add29,84-9,1
3950Appsfactory9,2943,7
4036Alphasystems8,802,3
4147Interlutions8,7332,8
4257Demodern8,3254,3
4344Brandung8,2618,3
4463Hirschtec8,1759,2
4546Communicode8,0420,2
4642Pro Vision7,846,7
4737Mediaman7,78-9,6
4871Inviqa7,6859,3
4943Netzkern7,433,7
5049Sunzinet7,4214,7
5148Mellowmessage7,3713
5254Nexus Netsoft Group7,1929,5
53-Queo7,13-
5456Turbine Kreuzberg7,1029,1
5541Krankikom7,10-7,8
5682Unic6,8772
5781DIA Die Interaktiven6,3458,8
5864Comspace6,3025,2
5958Comwrap6,0913,9
6060Web-netz6,0015,4

Zum Ranking

*Bei dem Ranking handelt es sich um eine geordnete Übersichtseinteilung der freiwillig gemeldeten Full-Service-Digitalagenturen gemäß den Teilnahmebedingungen. Full-Service-Digitalagenturen, die nicht nach den Teilnahmebedingungen von sich aus melde- oder testierfähig sind oder diese anderweitig nicht erfüllen, sind im Ranking nicht berücksichtigt.
**Übernahme der UDG durch die PIA-Group in 2019. In 2018 waren die Unternehmen noch nicht verbunden.
***Gemäß der Kriterien des Internetagentur-Rankings dürfen Digital-Umsätze, die eine Agentur im Jahresverlauf in eine neu gegründete Gesellschaft eingebracht hat und an der die Agentur mit weniger als 50% beteiligt ist, nicht mehr in der Meldung für das Ranking ausgewiesen werden. Von dieser Regelung ist pilot betroffen, so dass sich für das Jahr 2018 ein vermeintlicher Rückgang der Digitalumsätze ergibt, der nicht der Realität entspricht




stats