2023 könnten einige Veranstalter von Kreativwettbewerben ins Straucheln kommen - die aktuelle wirtschaftliche Lage zwingt viele Agenturen zum Sparen
Das Rennen um die kreative Krone ist eröffnet - genauer gesagt ist es sogar schon im Dezember mit den Ergebnissen von ADC of Europe, Epica und Eurobest gestartet. Dort konnten vor allem der Vorjahressieger im Kreativranking Serviceplan sowie Accenture Song, die Publicis Groupe Germany und Scholz & Friends mit ihren kreativen Leistungen glänzen. Wie es in diesem Jahr weitergeht, zeigt unsere Übersicht der wichtigsten Kreativwettbewerbe 2023.
Das ist allerdings noch kein Indiz dafür, wer am Ende des Jahres auf dem Treppchen stehen wird. Dazu liefert erst der im Juni stattfindende deutsche ADC-Wettbewerb nähere Erkenntnisse. Spätestens nach den Cannes Lions (auch im Juni) kann eine verlässliche Prognose abgegeben werden.
Bei der deutschen Meisterschaft ist der Startschuss für die Einsendungen bereits gefallen. Beim ADC-Wettbewerb werden die kreativsten Arbeiten in zwölf Hauptkategorien ausgezeichnet. Neue beziehungsweise erweiterte Kategorien gibt es unter anderem in den Fachbereichen Design und Digital. Der Veranstalter freut sich hier auf Einsendungen aus den Sparten Product Design für Consumer Goods und Industrial Goods sowie Web3, Internet of Things, Digital Skills und NFTs.
"So, wie sich die digitale Kommunikation wandelt, entwickeln sich auch die Anforderungen an Kreative weiter. Unsere Aufgabe ist es, Kreativität in alle technologischen Entwicklungen einzubringen, um Menschen zu begeistern, zu berühren oder Probleme überraschend zu lösen. Diese Entwicklung bilden wir mit den neuen Kategorien ab, damit wir auch hier die beste Kreation auszeichnen und feiern können", sagt
Burkhard Müller von Mutabor, der beim ADC den Fachbereich Digital verantwortet.

Neues Spitzentrio
Das sind die 30 kreativsten Agenturen Deutschlands
Von einem Kopf-an-Kopf-Rennen kann dieses Jahr nicht die Rede sein: Mit mehr als 1000 Punkten Vorsprung erreicht die Serviceplan-Gruppe souverän den 1. Platz im HORIZONT-Kreativranking. Die vergangene Award-Saison lief generell sehr gut für Kreation made in Germany. So hat Jung von Matt auf Platz 2 diesmal mehr Preise gewonnen als die letztjährige Nummer 1 BBDO. ...
Bei der Weltmeisterschaft, den Cannes Lions, können Interessenten ihre Arbeiten ab 19. Januar einreichen. Auch hier gibt es Neuigkeiten: Mit den Entertainment Lions for Gaming wird eine weitere Festivalsparte eingeführt. Damit folgt Veranstalter Ascential dem Trend, dass in den vergangenen Jahren immer häufiger Arbeiten mit Gaming-Bezug zu den großen Gewinnern des Festivals zählten. Andere Kategorien wie Creative B2B, Media, Mobile und Pharma sind aktualisiert worden. Zudem soll das Metaverse in entsprechenden Subkategorien eine stärkere Rolle spielen.
Spannend ist auch der Versuch, das Kreativspektakel mit einem deutlich stärkeren Fokus auf Wirkung, Effektivität und Wachstum zu verbinden. Die Teilnehmer sollen ab diesem Jahr Daten zur Wirkung ihrer Kampagne bereitstellen. Diese obligatorischen Zusatzinformationen betreffen sämtliche Kategorien außer Digital Craft, Film Craft und Industry Craft. Neben der wirtschaftlichen bekommt auch die ökologische Nachhaltigkeit einen höheren Stellenwert. So werden alle Teilnehmer dazu ermutigt, Informationen bereitzustellen, die ihre CO2-Emissionen im Kontext des Produktionsprozesses beschreiben. Hierbei dient der 5- Punkte-Aktionsplan der britischen Initiative Ad Net Zero als Leitfaden. Diese Informationen sind allerdings nicht obligatorisch und fließen auch nicht in die Jurierung mit ein. Das Festival wil sie verwenden, um einen Maßstab für aktuelle Praktiken zu erstellen.
Diese Wettbewerbe fließen ins HORIZONT-Kreativranking 2023 mit ein (zum Vergrößern klicken)
Veränderungen gibt es nicht nur bei den beiden wichtigsten Award Shows der Branche. Auch kleinere Wettbewerbe wie der BCM Best of Content Marketing erfinden sich neu. "Wir haben in der letzten Zeit zunehmend gemerkt, dass der Wettbewerb in seiner ursprünglichen Logik und Herangehensweise einfach nicht mehr zu der Realität unserer inzwischen völlig veränderten Branche passt", erklärt
Peter Matz, BCM-Beauftragter im Vorstand des Content Marketing Forums. "Der Radius, in dem Content Marketing sich heute bewegt, ist viel größer als noch vor einigen Jahren. Es gibt kaum mehr Einzelmeister, wir sehen immer mehr Kampagnen und die Einordnung der CM-Aktivitäten in einen größeren Kontext. Die Aufgabenstellungen und Briefings haben sich stark in diese Richtung entwickelt." Dem will der BCM nun mit einer neuen Kategorienlogik und veränderten Bewertungskriterien Rechnung tragen.
Für viele Award-Veranstalter war 2022 ein erfreuliches Jahr. Ob es so bleiben wird, ist fraglich. In Krisenzeiten wird der Rotstift oft schnell bei den Ausgaben für Award Shows angesetzt. Dennoch bleibt unbestritten, dass die kreative Reputation ein wichtiger USP für Werbeagenturen ist – und die lässt sich nun mal am einfachsten mit Award-Erfolgen belegen.
bu