Rechts gegen Rechts
Für die Bewohner von Wunsiedel ist es mittlerweile grausame Gewohnheit: Alljährlich marschieren in dem 10.000-Seelen-Ort in Oberfranken Neonazis auf, um eine Prozession abzuhalten. Der Grund: Von 1988 bis 2011 lag hier das Grab von Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß. Und obwohl die Grabstätte seit nunmehr drei Jahren aufgelöst ist, besteht das unappetitliche Ritual weiter fort - trotz zahlreicher Klagen und Proteste durch die Anwohnerschaft.
Die Organisation
ZDK Gesellschaft Demokratische Kultur wollte dem rechten Treiben in diesem Jahr auf andere Weise begegnen: Statt eine Gegendemonstration zu starten, funktionierten die Aktivisten der Initiative "
Rechts gegen Rechts" den Nazi-Aufmarsch einfach zu einer Spendenkampagne für die Aussteigerorganisation Exit um. Das Prinzip: Für jeden Meter, den die gut 200 Neo-Nazis zurücklegten, gingen zehn Euro von Organisationen oder privaten Spendern an die Aussteigerorganisation
Exit - die rechten Demonstranten wussten davon selbstredend nichts.
Rechts gegen Rechts: So wurde eine Neonazi-Demo zu einer Spendenaktion umfunktioniert
Für "Motivation" sorgten allerlei Aufbauten entlang der Demonstrationsstrecke: Dort wurden Plakate, Banner und Bodenmarkierungen angebracht, die die Route optisch in eine Sportveranstaltung verwandelten - und die vor beißender Ironie nur so strotzten: Ein berüchtigtes Hitler-Zitat wurde etwa in "Zäh wie Leder! Flink wie Windhunde! Und großzügig wie nie!" umgewandelt, auf einem anderen Banner stand "Endspurt statt Endsieg" zu lesen. Verpflegung stand ebenfalls bereit: Unter dem Motto "Mein Mampf" wurden Bananen verteilt.
Unter dem Strich kamen bei der Guerilla-Aktion 10.000 Euro an Spendengeldern zusammen. Ein voller Erfolg wurde "Rechts gegen Rechts" auch wegen der fachmännischen Umsetzung: Neben den ansprechend aufbereiteten Kampagnenmaterialien gab es
eine ebenso professionell aufbereitete Website, eine Youtube-Dokumentation rundet die Aktion ab. Das führt natürlich zu der Frage, ob die Organisatoren Hilfe von Profis hatten. Ein ZDK-Sprecher sagt auf Anfrage nur, dass man "Unterstützer" hatte. Ob es sich dabei um eine Werbeagentur handelte, wollte er nicht kommentieren.
ire