Der Grund dafür ist kein inhaltlicher, sondern formaler Natur: Sengpiehl will in den wichtigsten Regionen Hubs etablieren, die die werbliche Kommunikation zentral steuern sollen. Dafür kommen für ihn nur Holdings und Networks infrage – und eben kein inhabergeführter Anbieter wie Grabarz & Partner. Die Agentur verweist eine Anfrage zum Thema an den Kunden. Dort teilt eine Sprecherin mit, dass man zu laufenden Prozessen keine Statements abgeben könne.
Nach Informationen von HORIZONT laufen sich für den Pitch aber alle großen Holdings warm, mit Ausnahme der Havas-Gruppe, die wohl abgesagt hat. Das Verfahren soll zweistufig über die Bühne gehen. In einem ersten Schritt geht es um Strukturen, Prozesse und die Organisation. Die Teilnehmer sollen aufzeigen, wie sie die Hubs aufstellen wollen, wo diese angesiedelt sind und wer Teil davon ist. In einem zweiten Schritt geht es dann darum, anhand eines Beispiels wie der Entwicklung einer Baureihenkampagne zu demonstrieren, wie das Modell konkret funktioniert. Die Briefings sollen noch vor der Sommerpause im Juli verschickt werden, mit einer Entscheidung ist nicht vor Herbst zu rechnen.
Als Favorit für den Zuschlag gilt die Omnicom-Gruppe, mit deren Netzwerk DDB Volkswagen seit Jahrzehnten eng zusammenarbeitet. Auch BBDO, ebenfalls Teil von Omnicom, ist für VW tätig, beispielsweise in Südamerika. Dieses Network scheint sich nach dem
Verlust des internationalen Steuerungs- und Adaptionsetats von Mercedes-Benz an Publicis aber eher auf die Ausschreibung beim US-Autobauer Ford zu konzentrieren, sodass DDB relativ gute Chancen eingeräumt werden, an Bord zu bleiben - womöglich in einer leicht veränderten Konstellation, die zusätzliche Omnicom-Ressourcen einbindet.
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Grabarz & Partner ist seit 17 Jahren für VW tätig und hat in dieser Zeit zahlreiche preisgekrönte Kampagnen entwickelt. Der Autobauer hat sich zum wichtigsten Kunden für die Agentur entwickelt. Neben der Pkw-Sparte betreut sie auch das internationale Geschäft von Volkswagen Nutzfahrzeuge. In welcher Form Grabarz & Partner in der künftigen Konstellation für die Pkw-Werbung an Bord bleiben kann, muss man abwarten.
Eine Option könnte sein, dass die Agentur weiter für den wichtigen deutschen Markt arbeitet, unabhängig vom zentralen Marketing unter Sengpiehl. Bei den nationalen Entscheidern genießt das Team um Beratungschef Reinhard Patzschke und Kreativchef Ralf Heuel einen guten Ruf. Eine weitere Option könnte sein, dass sie als eine Art Herausforderer-Agentur für große Kampagnen im Pool bleiben. Als unwahrscheinlich gilt, dass sich Grabarz & Partner einem internationalen Network oder einer Holding anschließt, um weiterhin mit VW im Geschäft bleiben zu können.
mam