Peinliche Parallele

FDP und NPD umgarnen Wähler mit derselben Film-Familie

Die Familie taucht im Wahlwerbespot der FDP ...
Die Familie taucht im Wahlwerbespot der FDP ...
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In der Politik reden alle nur Quark? Stimmt, zumindest wenn man zwei TV-Spots der FDP und der NPD für die Bundestagswahl am 22. September miteinander vergleicht. Beide Parteien haben sich im Fundus einer Stockagentur bedient und werben in ihren Spots nun mit derselben Musterfamilie. Und es kommt noch dicker: Auch in einem Showcase des finnischen Medienkonzerns Nelonen Media taucht die Familie auf - in einem fiktiven Werbespot für Speisequark.

Der Volksmund sagt: zwei Dumme, ein Gedanke. Das kann auch schon einmal auf Parteien und ihre Kommunikationsteams zutreffen. Um Geld und Zeit zu sparen, greifen Produzenten gelegentlich auf das Angebot von Stockagenturen zurück - wie in diesem Fall FDP und NPD auf das Material von Getty Images, wo man die insgesamt 15-sekündige Frequenz mit der Musterfamilie lizenzfrei für 335 Euro in HD-Qualität kaufen kann.

... und auch bei der NPD auf (Screenshots: Youtube)
... und auch bei der NPD auf (Screenshots: Youtube)
Bei der FDP ist man peinlich berührt über die Parallele - und will das Bild laut "Stern" nun schnellstmöglich durch ähnliches Material austauschen. Bis zur Premiere des Films mit Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (ab Minute 1:20) wird das allerdings nicht mehr gelingen: erstmals soll der Spot morgen um 17:55 Uhr im ZDF über den Sender gehen. Die klassische Werbung der Liberalen verantwortet die Agentur Reinsclassen, Pilot ist für Online und Media zuständig. Bei der NPD sieht man bislang hingegen keine Veranlassung, den Spot umzuändern (ab Minute 1:08).

Auch im Showcase von Nelonen Media ist die Familie dabei (Screenshot: Nelonen Media)
Auch im Showcase von Nelonen Media ist die Familie dabei (Screenshot: Nelonen Media)
Aufgefallen ist der Fauxpas zuerst dem Hamburger Blogger Dennis Sulzmann, den finnischen Showcase entdeckte die Stuttgarter Werbeagentur Die Wegmeister. Produziert hat diesen Nelonen Media, der Konzern hinter dem reichweitenstarken finnischen Privatsender Nelonen - um zu demonstrieren, wie für Quark geworben werden könnte. Dort ist man auf den medialen Ansturm aus Deutschland offenbar nicht vorbereitet: Die Website mit dem Showcase ist derzeit überlastet und kann nur sporadisch aufgerufen werden. fam
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