Im Gespräch mit HORIZONT Online sagt Yilmaz, dass er von der Entwicklung, die Youtube in den letzten Jahren genommen hat, enttäuscht ist. Klicks seien heutzutage viel zu wichtig, der Fokus auf die Monetarisierung viel zu groß. "Wir kommen aus einer ganz anderen Zeit", sagt der 24-Jährige. "Einer Zeit, in der es noch kein Geld für Videos gab. Heute produzieren viele ihre Videos nur noch aus einem Grund: gutes Geld verdienen. Das ist schade." Y-Titty selbst (3,1 Mio. Abonnenten) sorgte vor einiger Zeit selbst für Negativ-Schlagzeilen. 2014 etwa musste das Comedy-Trio sich mit
schweren Schleichwerbe-Vorwürfen auseinandersetzen.
Die Liedzeile "Heute geht´s nur noch um Kohle Klicks und Schminki Schminki" aus ihrem letzten Musikvideo (siehe unten) sei aus diesem Grund durchaus auch mit Selbstkritik verbunden: „Natürlich ging es bei uns eine Zeit lang auch um ‚Kohle und Klicks‘ - weil das schließlich auch wichtig ist, wenn man das Vollzeit macht", so Yilmaz. Die fortschreitende Kommerzialisierung sei mitunter ein Grund dafür gewesen, die Bremse zu ziehen.
#endlich
Anders als seine beiden Ex-Y-Titty-Kollegen will Yilmaz nicht mehr auf Youtube aktiv sein. Im Gegenteil: Nach Jahren vor der Kamera verschlägt es ihn nun hinter selbige. „Schon damals, als ich mich 2009 Y-Titty angeschlossen hatte, war das Ziel nicht, für immer vor der Kamera zu stehen." Klammheimlich gründete Yilmaz vor wenigen Monaten eine Agentur namens "
1Pfund", die Unternehmen bei Social-Media-Aktivitäten berät. Eine logische Weiterentwicklung sei dies für ihn, immerhin habe er diese Arbeit zuvor auch für Y-Titty erledigt. "Wir sind selbst mit dem Internet aufgewachsen und beweisen täglich, dass wir mit einer Gesamtreichweite von mehreren hundertausend Followern auf unseren Profilen wissen, was in den sozialen Netzwerken funktioniert und was nicht", rühmt sich die noch junge Firma auf ihrer Homepage.
Aber wie kommt ein Youtuber dazu, eine Agentur zu gründen? „Das Unternehmen ist quasi mein eigenes Baby. Ich wollte mir einfach mal selbst beweisen, dass ich alleine etwas auf die Beine bringen kann. Bei Y-Titty waren wir ja immer zu dritt," erklärt Yilmaz diesen Schritt. Mit der Eigen-PR habe er bewusst noch gewartet, um dem Y-Titty-Aus nicht vorzugreifen. Auf die großen Werbe-Etats ist der junge Agenturgründer aber nicht scharf. "Ich möchte mit meiner Firma lieber an weniger Projekten, aber dafür konzentrierter arbeiten." Für
Constantin und
Canon sind bereits kleinere Aufträge an Land gezogen worden.
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Mit seinem überaus erfolgreichen Comedy- und Musiktrio Y-Titty gilt Ogun Yilmaz als Youtuber der ersten Stunde. Auf der Inreach, der ersten deutschen Influencer Marketing Konferenz, fordert er im Gespräch mit HORIZONT Online klare Regelungen zu Schleichwerbung.
Yilmaz, der übrigens frisch verheiratet ist, habe sich nun das Ziel gesetzt, seine langjährige Youtube-Erfahrung an die Branche weiterzugeben. Denn viele Marketingleute würden sich immer noch zu wenig mit der Videoplattform auskennen, sagt er. Anfangs sei man als Youtuber für diese Einstellung noch belächelt worden. "Heute werden wir immer gefragter, sollen auf Veranstaltungen Keynotes halten oder werden als Talk-Gäste gebucht. Die Branche fängt seit einiger Zeit an, sich für unser Wissen zu interessieren." Auf der Berliner "Inreach", der ersten Influencer-Marketing-Konferenz, war er beispielsweise als Redner geladen.
Auch als Buchautor will sich Yilmaz nun beweisen. Gegenüber HORIZONT Online verrät er, dass er mit dem Lübecker Marketing-Professor
Marc Oliver Opresnik an einer Fach-Publikation arbeitet. Thema: Die Vermarktung auf Youtube. Außerdem sind zwei weitere Projekte in Planung, über die sich Yilmaz derzeit aber noch ausschweigt.
ron