Thjnk-Vorstand Michael Trautmann (Foto: Agentur)
Bei der Hamburger Agenturgruppe Thjnk ist derzeit eine Menge in Bewegung, nicht zuletzt personell. Ein neuer Finanz- und Planningchef kommen, Geschäftsführer Wulf-Peter Kemper geht - offenbar im Streit. Wie dessen Bruder, Miteigentümer und Aufsichtsrat André Kemper darauf reagiert, bleibt abzuwarten. Fakt ist: Unter dem neuen Vorstand stellt sich die Agentur neu auf. Im Interview mit HORIZONT erläutert Vorstand Michael Trautmann, was anders geworden ist.
Sie kennen die alte KT und die neue Thjnk. Was außer dem Namen hat sich in der Agentur verändert? Jede Menge. Wir haben neue Inhalte und Strukturen, einen anderen Arbeits- und Führungsstil, neue Mitarbeiter und nicht zuletzt neue Kunden. Das Wichtigste aber ist: Es konzentriert sich nicht mehr alles auf die beiden Gründer. Die Führung ist offener und greifbarer geworden. Das zeigt sich auch daran, dass der Vorstand aus dem achten in das zweite Stockwerk gezogen und nah bei den Teams ist. Wir gehen konsequent den Weg von einer Personen- zu einer Agenturmarke.
Wie passt dazu, dass sich sehr viel um Karen Heumann dreht zumindest medial? Droht ihre Person nicht die Marke Thjnk zu überlagern? Nein. Die Stärke der Marke Karen Heumann ist der Turbo für die Marke Thjnk. Karen ist eine extrem kluge Frau mit wahnsinnig viel Einsatz für ihren Beruf. Sie verkörpert in besonderer Weise die programmatische Bedeutung von Thjnk: gut gedachte Arbeiten mit einem starken strategischen Fundament. Ich habe keine Sorge, dass Karens mediale Bedeutung zu einer Schieflage führt.
Ihre neuen Partner haben mehrfach erklärt, dass Thjnk eine ganz andere Agentur werden muss. Das ist nicht gerade ein Kompliment für Sie und Ihren Gründungspartner André Kemper. Ich gebe offen zu, dass ich anfangs Probleme damit hatte. Ich habe jede Kritik an KT persönlich genommen. Bis mir klar wurde, dass Karen und Armin uns bereits das größte Kompliment gemacht haben, das es gibt. Sie haben Top-Posten in Deutschlands bekanntester Agentur aufgegeben, um zu uns zu kommen. Nach dieser Erkenntnis habe ich jede Kritik als Verbesserungsvorschlag verstanden.
Was gab es denn zu verbessern? KT ist so schnell gewachsen, dass bestimmte Dinge auf der Strecke geblieben sind. So haben sich unsere Planungs-, Budgetierungs- und Controllingsysteme nicht im notwendigen Tempo mitentwickelt. Auch Prozesse und Strukturen mussten professionalisiert werden. Ein Beispiel: Wir haben mit der AG jetzt eine echte Holding mit Servicefunktionen, unter deren Dach unsere Firmen agieren. Das war vorher nicht so klar geordnet. Aber es bleibt noch viel zu tun. Ich denke, wir brauchen noch zwei Jahre, um da zu stehen, wo wir hinwollen.
Man hört, dass vor allem die Ertragslage zu wünschen übrig ließ und lässt. Ja, leider. Eine Agentur mit unserer Aufstellung muss eigentlich ein zweistelliges Ebit erreichen, 15 Prozent und mehr. Das haben wir zuletzt zweimal verfehlt und werden es auch dieses Jahr nicht schaffen. Ein Grund dafür ist, dass wir viel in Leute investiert haben. Wir haben eine sehr gute, aber auch relativ teure Mannschaft. Deshalb prüfen wir gerade neue Gehaltsmodelle mit erfolgsabhängigen Komponenten. Ab 2014 wollen wir wieder eine zweistellige Marge erzielen.
Interview: Mehrdad AmirkhiziDas vollständige Interview mit Michael Trautmann lesen Sie in HORIZONT-Ausgabe 36/2013 vom 5. September