Zur WPP-Gruppe gehört auch die mächtige Mediaagenturgruppe Group M
Nachdem Ex-Mediacom-CEO Jon Mandel vergangene Woche den US-Mediaagenturen intransparentes und teilweise kundenschädigendes Verhalten vorgeworfen hatte, folgt nun die Gegenrede: Rob Norman, Digital-Chef der mächtigen Mediaagenturgruppe Group M, wehrt sich in einem Interview mit "Advertising Age" gegen die Kritik und rechtfertigt das Geschäftsmodell der WPP-Tochter.
Mandel, bis 2006 Chef der Group M-Agentur Mediacom,
hatte den US-Mediaagenturen vorgeworfen, nicht transparent zu arbeiten und vielmehr häufig Mediapläne zu empfehlen, die den eigenen Business-Zielen dienten - und nicht denen des Kunden. Dabei sprach Mandel in seinem Vortrag auf der National Advertisers Media Leadership Conference explizit Vermarkter-Rabatte an, die in den USA genauso Usus seien wie in anderen Märkten. "Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie es sein kann, dass die Agenturhonorare seit Jahren zurückgehen, gleichzeitig aber die Profitraten der Mediaagenturen immer weiter steigen?", fragte Mandel ins Publikum.
Media-Debatte
Ex-Mediacom-CEO wirft Mediaagenturen Intransparenz vor
Die Debatte über das Geschäftsgebaren von Mediaagenturen kommt nun auch in den USA auf die Tagesordnung. Jon Mandel, bis 2006 US-Chef der WPP-Tochter Mediacom, wirft seiner früheren Zunft Intransparenz und (eigen-)interessegeleitete Mediaplanung vor. ...
Nun meldet sich einer der Kritisierten zu Wort:
Rob Norman, Chief Digital Officer bei Mandels ehemaligem Arbeitgeber Group M, rechtfertigt das Geschäftsmodell der Agenturgruppe. In einem bereits am vergangenen Freitag veröffentlichten Statement sagte er: "Rabatte oder andere versteckte Umsätze sind in den USA kein Teil der Handelsbeziehungen der Group M mit den Vermarktern." Die Group M und ihre Agenturen hätten weder nach Rabatten gefragt noch solche erhalten. In anderen Märkten gebe Group M die Preisnachlässe gemäß den Verträgen an den Werbungtreibenden zurück.
Die Unversehrtheit des Marktes ist von zentraler Bedeutung für dessen Zukunftsfähigkeit.
Rob Norman
In einem Interview mit "Advertising Age" präzisierte Norman seine Ausführungen. Angesprochen auf die Schere zwischen Honoraren und Profiten sagte er, die Group M strebe nach Wachstum bei Volumen und Marktanteilen sowie gesteigerter Effizienz und Entwicklung neuer Geschäftsmodelle wie die - nicht unumstrittene - Audience Buying Plattform Xaxis. Von Intransparenz könne dabei keine Rede sein: "Wir haben diese Aktivitäten und die Modelle dahinter immer erklärt und entsprechende 'Opt-in'-Formulierungen in die Verträge geschrieben, wenn Kunden beteiligt waren", so Norman.
Über Mandels Motivation, genau jetzt mit seinen Vorwürfen auf den Plan zu treten, wollte Norman sich nicht äußern. "Rabatte wurden schon immer diskutiert", sagte er gegenüber "Adage". Jedoch machte er keinen Hehl daraus, dass er die aktuelle Diskussion für schädlich hält: Die "Unversehrtheit des Marktes ist von zentraler Bedeutung für dessen Zukunftsfähigkeit", so Norman. Auch Deutschland wurde kürzlich von einer vergleichbaren Debatte erschüttert: der künftige Jung von Matt-Vorstand Thomas Strerath
hatte das Geschäftsgebaren der Mediaagenturen scharf kritisiert - und hatte dafür
nicht minder heftigen Widerspruch geerntet.
ire