Im Großen und Ganzen sind
Stefan Schmidt, Co-Gründer und Kreativchef von
Dieckertschmidt, sowie
Oliver Frank, Kreativchef von
VCCP Berlin, von dem Auftritt begeistert. Allerdings finden auch sie einige Kritikpunkte.
Dieckertschmidt-Mitbegründer Stefan Schmidt
Beide loben zunächst einmal das Unkonventionelle an der Kampagne - weg von Friede-Freude-Eierkuchen-Bildern hin zu Szenen, in denen Streit und Einsamkeit im Vordergrund stehen. "Sehr, sehr toll. Weil die erste aller Regeln beachtet wurde, die erfolgreiche Kommunikation braucht: Erstmal auffallen, sonst guckt keiner, dann erst predigen", so Schmidt. Um Aufmerksamkeit zu bekommen, müsse man raus aus der Imitationsfalle. Weg von dem Einheitsbrei, in dem alle Spots gleich gedreht und vertont seien.
Auch Frank lobt die "nackte Ästhetik" und das "unerwartete Casting" der Spots. "Meine Anerkennung, die meisten Momente im Leben in den Mittelpunkt zu rücken - weil Blumen manchmal können, was alles andere nicht kann." Für den VCCP-Chef sehen die Filme sehen zunächst "herrlich undeutsch" aus, allen voran die Vater & Sohn Story. Auch der Rentner im Café sei bewusst und sensibel gefilmt. Frank: "Ich mag, wie mich die Kamera ihn entdecken lässt."
© Screenshot Youtube / Fleurop Germany
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"Jeder verdient Blumen"
Die merkwürdige TV-Kampagne von Fleurop
Es gibt Kampagnen, deren Botschaft man nicht auf den ersten Blick versteht. Kreationen, über die auch in der HORIZONT-Redaktion diskutiert wird. Der TV-Auftritt des Blumenversenders Fleurop mit dem Motto "Jeder verdient Blumen" ist so einer. Er hinterlässt Fragezeichen.
Die Strategie wird von den beiden Kreativchefs ebenfalls positiv gewürdigt. "Blumen gehören in den Alltag. Denn sie machen jeden Tag ein bisschen schöner. Deshalb verdient jeder von uns eigentlich immer Blumen. Denken Sie daran - würde ich sofort als Strategie kaufen. Glaubwürdiger Insight", erklärt Schmidt.
VCCP-Kreativchef Oliver Frank
Große Kritik bekommen die inhouse kreierten und von
Film Five in Berlin produzierten Spots (Regie:
Sonja Müller und
Yan Schoenefeld) dagegen für das Voice Over. "Was schiefgeht, ist leider der pathetische Voice-Over-Text, weil er wichtig sein will. Mein erstes Gefühl nach den Filmen war: Why didn’t you go all the way?", so Frank. Viel lieber hätte er die Darsteller beobachtet, ihre Seltsamkeit, ihre Einsamkeit, ihre Verzweiflung, sie in ihrem "Gefühl ohne Beipackzettel-Text" verstanden. Schmidt schlägt in die gleiche Kerbe: "Situationen, die kaum oder keinen Voice Over gebraucht hätten, hätte ich noch toller gefunden."
Die Bedenken der HORIZONT-Online-Redaktion, ob die Botschaft beim Fernsehzuschauer auf die Schnelle überhaupt ankommt, sieht Schmidt nicht. "Niemand muss alles immer schnell verstehen." Die Fleurop-Spots seien eben anders. Und damit seien sie interessant. Die Kampagne werde "durchs Herz bewegen". "Jeder verdient Blumen" ist laut Frank ein großer Gedanke. Aber: "Just don't try too hard."
Die weiteren drei der insgesamt sechs Kampagnenspots launcht Fleurop sukzessive in den kommenden Wochen.
jeb