Interessenvertretung

Verbände wollen Dialog intensivieren - aber vorerst keine neue Dachorganisation

Die Verbandschefs Berndt (DDV), Schulz (OMG), Faecks (GWA), Wahl (BVDW), Kohrs (GPRA) und Moderator Jürgen Scharrer (HORIZONT, v.l.)
GWA/Hasan Baran Özkan
Die Verbandschefs Berndt (DDV), Schulz (OMG), Faecks (GWA), Wahl (BVDW), Kohrs (GPRA) und Moderator Jürgen Scharrer (HORIZONT, v.l.)
Wolf Ingomar Faecks, wiedergewählter Präsident des Gesamtverbands Kommunikationsagenturen GWA, hat vor kurzem eine engere Kooperation der Agenturverbände vorgeschlagen. Ins Gespräch gebracht hat er in diesem Zusammenhang auch eine engere organisatorsche Verzahnung, beispielsweise in Form eines gemeinsamen Dachverbands. Beim Effie-Kongress hat Faecks seine Vorstellungen mit Vertretern anderer Verbände diskutiert. Das vorläufige Ergebnis: Interesse an einem intensiveren Austausch haben alle - an neuen Strukturen nicht unbedingt.
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An der Podiumsdiskussion nahmen neben Faecks die Chefs von vier anderen Verbänden teil: Uwe Kohrs für die GPRA (PR-Agenturen), Matthias Wahl für den BVDW (Digital), Klaus-Peter Schulz für die OMG (Mediaagenturen) und Matthias Berndt für das Council Dialogagenturen im DDV (Direktmarketing). Sie alle signalisieren grundsätzliche Dialogbereitschaft bei Sachfragen, die sie gemeinsam betreffen, zum Beispiel wenn es um den Kontakt zur Politik geht.

Auch in Richtung Kunden können sich die Verbandschefs vorstellen, häufiger mit einer Stimme zu sprechen. So denkt der GWA derzeit offenbar darüber nach, sich nun doch der Pitchblog-Initiative der GPRA anzuschließen. Im Pitchblog werden Missstände bei einzelnen Ausschreibungen und Pitches öffentlich gemacht. Ursprünglich wollte der GWA das Thema bilateral angehen und die schwarzen Schafe auf Kundenseite lieber hinter den Kulissen ansprechen. Diese Haltung scheint sich zu ändern: "Ich bin bereit, lauter zu werden gegenüber den Auftraggebern", sagt GWA-Chef Faecks.

Gemeinsame Awards könnten ebenfalls ein für alle relevantes Thema sein. Darauf weist unter anderem OMG-Sprecher Schulz hin. "Beim ADC und auch beim Effie werden die einzelnen Disziplinen nicht so gewürdigt, wie es sein müsste", findet er. Darüber, in welcher organisatorischen Form man den Dialog intensivieren will, gibt es allerdings unterschiedliche Auffassungen. Neben Faecks kann sich auch Schulz so etwas wie einen gemeinsamen Dachverband vorstellen. GPRA-Präsident Kohrs ist da wesentlich skeptischer. "Wir sehen keinen Bedarf für größere Strukturen, die uns alle langsamer machen", sagt er.
Ich glaube nicht, dass wir eine weitere Scheibe Käse auf dem Sandwich brauchen.
Matthias Berndt
BVDW-Mann Wahl wirft die Frage auf, wie man eine weitere Organisation vom Aufwand her stemmen will. "Der Bedarf für mehr Kooperation ist sicher da, aber wo sollen wir die Zeit für einen zusätzlichen Verband hernehmen?", fragt er. Stattdessen bringt Wahl einen gemeinsamen Think Tank ins Spiel, der sich zu Sachfragen austauscht. DDV-Vertreter Matthias Berndt ist auch kein Freund davon, ganz neue Strukturen zu schaffen: "Ich glaube nicht, dass wir eine weitere Scheibe Käse auf dem Sandwich brauchen. Das wird irgendwann schwer verdaulich." Er regt an, bestehende Formationen zu nutzen und weiterzuentwickeln. So kann er sich beispielsweise vorstellen, unter dem Dach des ZAW ein Council für die Agenturverbände zu etablieren.

Beobachter wie Pitchberater Oliver Klein gehen noch deutlich weiter. Er fordert nicht nur eine engere Kooperation der bestehenden Verbände oder ein gemeinsames Dach für diese, sondern einen Einzelverband für alle Agenturen - egal aus welcher Disziplin sie kommen. Damit sei es besser möglich, die Reputation der Agenturen zu steigern und ihren Wertbeitrag zu verdeutlichen, so Klein. Zudem erhofft sich der Chef von Cherrypicker, mit einem gemeinamen Verband besser für die Attraktivität der Branche werben und Nachwuchs gewinnen zu können. mam
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