Dieses Jahr zählen sogar gleich mehrere Hornbach-Einsendungen zu den großen Wettbewerbsfavoriten, darunter "Projekt Germany". Hier geht es um das Engagement des DIY-Marktes im Umfeld des deutschen Pavillons bei der Biennale in Venedig 2016, wo Werbung eigentlich ein absolutes No-Go ist. Deutschland hatte damals mehrere Mauern des umstrittenen historischen Pavillons aus dem Jahr 1938 eingerissen, um damit Gastfreundlichkeit im Hinblick auf die Flüchtlingssituation zu symbolisieren.
Hornbachs Auftritt in diesem Kontext sollte Aufbruchstimmung und das Gefühl für einen gemeinschaftlichen Neustart symbolisieren. Der "Stern" hatte vor etwas mehr als einem Jahr als erstes über die Plakate an der Pavillon-Baustelle berichtet, die wiederum Sprüche aus der Hornbach-Herbstkampagne 2015 aufgegriffen hatten - zum Beispiel: "Wenn hier 16 Nationen zusammenarbeiten, dann geht das auch im Rest der Welt" oder "7000 Sprachen, aber nur ein Weg, den Nagel in die Wand zu hauen."
Die ADC-Juroren störten sich bei dem eingereichten Casefilm offenbar an mehreren Formalien. Einige Angaben darin seien falsch beziehungsweise irreführend, was die Art der Zusammenarbeit zwischen
Hornbach,
Heimat, der
Bundesrepublik Deutschland sowie dem
Deutschen Architekturmuseum (DAM) unter Leitung von Generalkommissar
Peter Cachola Schmal, Kurator
Oliver Elser und Koordinatorin
Anna Scheuermann betrifft. Kurzum: Die Einsendungen wurde zunächst lang und breit zerredet, ja, sogar eine Disqualifizierung stand zur Debatte.
Am Ende stellte sich heraus, dass offenbar doch alles den Regularien entspricht. Die Arbeit blieb im Rennen. Aber es dürfte jedem, der schon mal Mitglied einer Kreativjury war, klar sein, dass zu diesem Zeitpunkt bei den meisten die Zweifel schon so groß waren, dass sie lieber nicht mehr für die Einsendung stimmten. Ob es trotz allem doch noch für einen "Trostnagel" gereicht hat, wird sich erst morgen Abend bei der Preisverleihung herausstellen.
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bu