Markenbeziehungen als Droge - in der Influencer-Szene durchaus vorhanden
Influencer hier, Influencer dort: Vor lauter Selfies, Unpacking-Videos und anderen mal besser mal schlechter verpackten Markenbotschaften ist Instagram zum reinen Verkaufskanal verkommen. Das findet zumindest Muschi Kreuzberg. Das Mode-Label der Berliner Agentur Dojo nimmt den Influencer-Wahn daher, pünktlich zum Ende der Fashion Week, auf äußerst charmante und vor allem ironische Art auf die Schippe - natürlich nicht ohne Hintergedanken.
"Defluencer" ist der Traum all derer, denen Netzpersönlichkeiten wie Bibi, Caro Daur, Magic Fox und Konsorten zum Hals heraushängen: In dem Musikvideo treten zwar Influencer wie
ToyahGurl,
Hey Goalgirls,
Nikeata Thompson oder
Visa Vie auf - allerdings besingen und betanzen sie darin die absurden Auswüchse des Influencer Marketings wie Dauer-Onlinesein, Gratis-iPhones und gesponserte Goodie-Bags.
Muschi Kreuzberg: Defluencer
Damit die Selbstironie perfekt wird, ist das ganze Video im Stile einer Instagram-Story gefilmt - laut Muschi Kreuzberg ist es damit das erste seiner Art. Den Gesangspart in dem Video geben "Atzen"-Mitglied
Manny Marc,
Joshi Mizu und
Joachim Bosse alias "Lil Budget". Bosse ist Geschäftsführer der Berliner Werbeagentur
Dojo, zu der Muschi Kreuzberg gehört. Die Produktion übernahm die Produktionsfirma
Pretty Ugly Motion Pictures, ebenfalls eine Dojo-Tochter.
Natürlich macht Muschi Kreuzberg das nicht ganz uneigennützig: Das Berliner Label hat eine ganze "Defluencer"-Kollektion im Programm, die im Video natürlich prominent in Szene gesetzt wird. Dazu gehören etwa T-Shirts mit der Aufschrift "Instagram Fakers", in Anlehnung an den berühmten Schriftzug des US-Basketball-Teams Los Angeles Lakers. Auch den Adidas-Schriftzug haben die Berliner zweckentfremdet und einfach "adiesdas" daraus gemacht. Dass in dem Video das Logo der Brand mit den drei Streifen mit Kokain geformt wird, dürfte man in Herzogenaurach wahrscheinlich nicht ganz so locker sehen.
Defluencer FB
Muschi Kreuzberg ist allerdings nicht erst seit heute für provokante Werbeauftritte bekannt. Dass sich das Label derart kritisch mit dem Influencer-Wahnsinn auseinandersetzt, ist hingegen fast schon auf der Höhe der Zeit, um nicht zu sagen Mainstream. Erst vor wenigen Tagen sorgte
eine WDR-Doku für Aufsehen, in der sich ein Nobody durch Follower-Einkauf und die Veröffentlichung von Stock-Fotos zum Influencer mogelt und dadurch lukrative Werbeverträge an Land zieht.
ire