Deutscher Medienkongress

Alexander Schill: "Auf die Umsetzung kann man auch Affen dressieren"

Serviceplan-Manager Alexander Schill
Alexander Hassenstein / Getty Images
Serviceplan-Manager Alexander Schill
Seit Jahren kämpft die Agenturbranche darum, Top-Talente für sich zu gewinnen. Immer wieder wird betont, wie attraktiv die Arbeits- und Gestaltungsmöglichkeiten sind. Nun lässt Serviceplan-Kreativchef Alexander Schill mit einer Aussage aufhorchen, die nicht allen Mitarbeitern in Agenturen gefallen dürfte.
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Auf die Frage, welche Art von Talent gesucht wird, sagt er, dass man in erster Linie mehr gute Denker brauche, die große Ideen entwickeln. "Auf die kreative Umsetzung kann man im Zweifel auch Affen dressieren", so Schill bei der Podiumsrunde "Kreative Köpfe braucht das Land" beim Deutschen Medienkongress in Frankfurt. Notfalls könne man sich auch ein paar Studenten suchen, die auf der Vorlage der großen Idee ein konkretes Skript erarbeiten.

Dörte Spengler-Ahrens auf dem Deutschen Medienkongress
Alexander Hassenstein / Getty Images
Dörte Spengler-Ahrens auf dem Deutschen Medienkongress
Zusammen mit Schill diskutierten Dörte Spengler-Ahrens, Geschäftsführerin bei Jung von Matt/Elbe, und Martin Blach. Der CEO der Hirschen Group glaubt, dass Agenturen ein Kreativitätsverständnis entwickeln müssen, dass weit über die herkömmliche Werbekreation hinausgeht. Einig waren sich die Gesprächsteilnehmer darin, dass in Deutschland oft der Mut für große und ungewöhnliche Kampagnen fehlt wie sie zuletzt zum Beispiel von Adam & Eve DDB für Harvey Nichols und John Lewis entwickelt wurden.
Auf die kreative Umsetzung kann man im Zweifel auch Affen dressieren.
Alexander Schill
Schill beklagt, dass er hierzulande bei den Marketern oft die Angst spüre, echtes Marketing zu machen. Stattdessen beschränke man sich darauf, die Produkte zu zeigen und bloß keine Fehler zu begehen. Gleichzeitig fordert er von den Agenturen mehr Mut, den Kunden neue Wege aufzuzeigen. Spengler-Ahrens findet zudem, dass es andernorts bessere Rahmenbedingungen gibt. "Adam & Eve arbeitet offenbar im Paradies. Die bekommen die Zeit und die Mittel, die es braucht, um solche Kampagnen zu machen."
Deutschland ist ein Ingenieursland, kein Kreativland.
Martin Blach
Hirschen-Chef Blach ergänzt: "Deutschland ist ein Ingenieursland, kein Kreativland." Hierzulande müsse alles messbar und vorhersagbar sein, dass erschwere das Entwickeln ungewöhnlicher Arbeiten.

Deutscher Medienkongress: Die Bilder vom zweiten Tag

Gleichwohl glauben sowohl Blach als auch Spengler-Ahrens und Schill daran, dass es in Zukunft mehr Spitzenkreation aus Deutschland geben wird. Letztlich sei es eine Frage der Zeit. "In dem Moment, wo wir den einen Case haben, der zeigt, dass es auch bei uns geht, wird der Mut bei allen Beteiligten wachsen", so JvM-Geschäftsführerin Spengler-Ahrens. mam         

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