Oberster Kreativer von JvM: Jean-Remy von Matt
Der eine besondere Slogan muss es sein. Der, den sich alle merken. Der dem Politiker zum Sieg verhilft, und der Politikerin. Keinesfalls mehr als sieben Worte. "Make America great again", sei so ein Spruch gewesen, sagt Jean-Remy von Matt, Mitbegründer der preisgekrönten Werbeagentur Jung von Matt - "gleich wie man zum US-Präsidenten Donald Trump steht". Jedenfalls erinnere man sich kaum an Hillary Clintons Wahlspruch ("Hillary For America").
Jung von Matt kümmert sich nun um Kanzlerin Angela Merkel. Eigentlich wollte die Agentur mit Hauptsitz in Hamburg nie für Politiker arbeiten, hat es dann aber 2016 nach 25 Jahren Firmengeschichte doch getan: Mit der Kampagne für den früheren Grünen-Politiker Alexander Van der Bellen, der nach einer harten Auseinandersetzung mit dem Rechtspopulisten Norbert Hofer in Österreich Bundespräsident wurde.
Am Montag stellt
CDU-Generalsekretär Peter Tauber offiziell die Wahlkampfzentrale der
CDU im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin vor. Die zweite Etage der Parteizentrale wurde eigens umgebaut. Vor allem junge Leute arbeiten dort auf 30 Arbeitsplätzen, damit die
CDU und ihre Vorsitzende das vierte Mal in Folge das Kanzleramt gewinnen.
Jean-Remy von Matt ist auch da. Der schlanke, dunkelhaarige 64-Jährige verweist auf die Slogans "Bild dir deine Meinung" und "Geiz ist geil" und "Wie wo was weiß Obi" - alle von seiner Agentur. Nun kommt Merkel. Aber wie inszeniert man bloß eine Regierungschefin, die seit zwölf Jahren alle in Deutschland kennen? Eine Frau, die Inszenierung - auch nicht die eigene - gar nicht schätzt?
Von Matt, der eine Krawatte trägt, auf deren Innenseite JU für Junge Union steht, spricht von einer schwierigen, aber reizvollen Herausforderung. Merkel sei nicht beratungsresistent, sagt er. Dass seine Agentur im Falle einer Wahlniederlage Merkels Schaden nehmen könnte, bestreitet er nicht. Er verweist auch ausdrücklich darauf, dass es durchaus Kritik im eigenen Haus an der Entscheidung gegeben habe, doch für die Politik zu arbeiten.
Aber: "Eine Niederlage ist nicht eingepreist", gibt sich von Matt siegessicher und zeigt auf Van der Bellens Erfolg: "Die Siegquote betrug 100 Prozent." Im Herbst vorigen Jahres sei es darum gegangen, der "Bedrohung von rechts" etwas entgegenzusetzen. Auch jetzt gehe es wieder um etwas Großes. Für die anderen Parteien im Bundestagswahlkampf hätte er sich "eher nicht" entschieden, sagt er.
Niederlage nicht eingepreist - das zeugt von sehr großem Selbstbewusstsein. Merkel würde das nie sagen. Eher das Gegenteil. Dass die Wahl noch lange nicht gewonnen ist, zum Beispiel.
Zwei Dinge hält von Matt für entscheidend: Wechselwähler und den Endspurt zu gewinnen. Welcher Slogan dafür auf den Plakaten mit Merkel stehen wird? Geheimnis. Kann von Matt noch nicht verraten. Aber: "Ich bin guten Mutes, sie so toll inszenieren zu können, wie sie ist." Je näher man ihr komme, desto faszinierender sei sie. "Wenn Sie sie persönlich erleben, ist sie schlagfertig, witzig, sogar frech." Jedenfalls "dynamischer" und "lebendiger".
Aber wer erlebt die Kanzlerin schon persönlich? Den von der
CDU jetzt verstärkten Wahlkampf von Haustür zu Haustür wird sie selbst kaum machen. Also muss Jung von Matt den Bürgern die Kanzlerin irgendwie anders nahe bringen - vielleicht "dynamischer", "lebendiger".
dpa