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"Ach Mensch" heißt die Kolumne von HORIZONT.NET, in der die ehemalige HORIZONT-Kollegin Ingeborg Trampe bekannte und unbekannte Persönlichkeiten der Werbeszene jenseits von aktuellen Etat- und Personalmeldungen porträtiert. Diesmal: Volker Klenk, Mitinhaber der PR-Agentur Klenk & Hoursch in Frankfurt und München und passionierter Ornithologe.
Wenn die Familie Klenk im Auto unterwegs ist, kann man folgende Situation öfter mal erleben: Volker Klenk guckt zwischendurch in die Luft und freut sich an den zahlreichen Vogelnestern, die er in den Bäumen entdeckt, während seine drei Kinder ziemlich gelangweilt reagieren: "Ach Papa, du mit deinen Vögeln." Als Vogelfreund kann man in der modernen Welt nicht auf viel Verständnis hoffen, weshalb der geschäftsführende Gesellschafter der PR-Agentur Klenk & Hoursch im Gespräch schnell voranschickt, dass er versucht, niemanden mit seinem Interesse an Ornithologie "auf den Keks zu gehen". Für den 52-Jährigen promovierten Kommunikationsberater waren Vögel schon immer Teil seiner Lebenswelt. Sein Vater nahm die Kinder in aller Herrgottsfrühe mit auf die Wiese zu Vogelkundewanderungen. Im elterlichen Garten in Winnenden, 20 Kilometer von Stuttgart entfernt, stand eine Voliere, also ein großer Vogelkäfig, in dem Klenk als Kind tagsüber, wenn die Vögel umherflogen, spielte. Er zog Elstern und Raben groß. Seinem handzahmen Raben Jakob brachte er sogar das Sprechen bei.
Vogelanflugstation von Volker Klenk (Foto: privat)
In seinem eigenen Garten im Taunus stehen heute selbstgebaute Vogelflugstationen, in denen die Tiere Futter vorfinden. Klenk ist ein echter Vogelkenner, er kann sie schon am Flug und der Silhouette erkennen. Sollte er aber mal tatsächlich einen nicht identifizieren können, zückt er umgehend sein Handy und macht sich mit einer App schlau. "Ich war immer Natur-Freak. Blätter interessieren mich jedoch nicht, nur Vögel. Andere sehen Bäume, ich sehe Nester und Amseln, die Würmer picken. Selbst auf der Autobahn fallen mir die Reiher am Wegesrand auf". Egal, wo er geht und steht, sein Fokus ist bei den Vögeln. Im Zoo verharrt er vor der Voliere, während der Rest der Familie eher die Seehunde beobachtet. Auf seinem Wunschzettel ganz oben steht, irgendwann noch einen Falkner-Kurs zu machen, denn "der Greif fasziniert mich absolut und ist wunderschön." Für ein Agentur-Shooting erfüllte er sich bereits den Traum, Auge in Auge mit einem Falke auf dem Arm zu stehen. Und bei einem Kanada-Urlaub flippte er fast aus, als er mitten im Ort Whistler einen Adlerhorst entdeckte. Greifvögel rufen auch bei anderen Menschen sehr emotionale Reaktionen hervor, in vielen Kulturen dienen sie als mythologische Symbole und flößen Menschen schon aufgrund ihrer Größe eine gehörige Portion Respekt ein. Mit den berühmten Adleraugen können sie aus 200 Meter Entfernung noch die kleinste Beute entdecken.
Das Adlerauge, also den Blickwinkel fürs Detail, besitzt auch Volker Klenk. Er hat ganz am Anfang seiner Karriere eine grafische Ausbildung gemacht und sogar in Setzereien und im Lektorat gearbeitet. "Ich bin im Detail an Qualität interessiert, störe mich an formalen Fehlern und bin wohl der Genaueste bei uns im Team", beschreibt er sich selbst. Und er ist mit gleich vier Diplomen plus Promotion der Intellektuelle im Management, allerdings ohne davon viel Aufhebens zu machen. Klenk kann nicht nur gut hingucken, er hört auch genau zu. Und ist erfreulicherweise ein Mann der Zwischentöne. Mit seiner in sich ruhenden Art war er schon immer die perfekte Ergänzung zu seinem langjährigen quirligen Geschäftspartner Stephan Hoursch. Zusammen mit ihm, Uwe Wache und den beiden neuen Partnern Georg Lahme und Daniel J. Hanke hat Klenk die 2003 gegründete PR-Agentur zu einer der renommiertesten der Branche gemacht. Mit aktuell 38 Menschen peilt Klenk & Hoursch im laufenden Geschäftsjahr einen Honorumsatz von 3,8 Millionen Euro an und betreut Kunden wie Coca-Cola, Aktion Mensch, Commerzbank, Bitburger und Parship. Seit Juni gibt es neben dem Standort in Frankfurt-Sachsenhausen auch eine Niederlassung in München. Im Gegensatz zu vielen anderen PR-Agenturen bietet das Team keinen Bauchladen, sondern hat sich auf die Felder strategische Unternehmens- und Markenkommunikation, interne Kommunikation, Change, CSR, Social Media und Krisen-PR fokussiert. Schon jetzt liegt das Ergebnis 40% über dem Vorjahr. Weiter wachsen wollen sie aber auf jeden Fall, "damit wir spannend für Kunden und Mitarbeiter bleiben", sagt Klenk.
Der Erfolg basiert ein gutes Stück auf der ernsthaften Professionalität der Agentur. Viele Unternehmen stehen seit Jahren auf der Kundenliste. Aber mehr noch als das spielt die sehr persönliche, werteorientierte Kultur in der Agentur eine Rolle, warum Kunden zu Klenk & Hoursch kommen. Es gibt einen klaren gemeinsamen Kodex, wie man mit Menschen und Kunden umgeht. Alle im Team sind "nah beieinander. Wir sind alle geerdet, Familientypen, kluge, nette Leute und untereinander befreundet", wie Klenk erzählt. Politik, Ellenbogen-Mentalität verabscheut man ganz bewusst. Der Agenturchef: "Wie man etwas macht, bringt den Unterschied. Also wie die Leute agieren. Denn bei fast allen Agenturen steht das Gleiche auf dem Schild".
Ein weiterer Hinweis auf die spezifische Klenk-&-Hoursch-Kultur ist, dass zahlreiche ehemalige Mitarbeiter, die heute auf Kundenseite sind, mit ihrem ehemaligen Brötchengeber arbeiten. Das passiert wohl nur, wenn man viel richtig im Umgang mit Menschen gemacht hat. Kein Wunder, dass sich Klenk morgens aufrichtig aufs Büro freut. Bei ihm klingt es auch gar nicht kitschig, wenn er von "unserer kleinen Insel der Glückseligkeit spricht. Die könnte eigentlich nur getoppt werden, wenn ein weiterer Traum Wirklichkeit werden könnte - nämlich der vom Fliegen. Während seines Studiums an der Küste Schottlands hat er oft Möwen beobachtet und bei sich gedacht: "Was muss das für ein Spaß sein, durch die Luft zu gleiten, leicht wie der Wind, die Landschaft vorbeiziehen zu sehen, unter mir das Meer, tolle Vorstellung", träumt Volker Klenk ein bisschen vor sich hin. Seine Kinder würden bei der Vorstellung vermutlich eher wieder mit den Augen rollen. Egal. Die Vögel im Park vor der Hotelterrasse zwitschern in diesem Moment nur für den Agenturchef.
Die Autorin
Ingeborg Trampe ist noch immer Journalistin im Herzen, auch wenn sie nach Stationen bei HORIZONT, Y&R, Neue Sentimental Film und BBDO heute überwiegend als PR-Beraterin für mittelständische Unternehmen in Hamburg arbeitet. Zum Leidwesen mancher Mitmenschen mag sie französische Dialogfilme, singt Jazz und Chansons und schwimmt viel und intensiv, um den Kopf freizukriegen. Ihr Lieblingslogo ist das vom Kaffee Wacker in Frankfurt, wo es den besten Espresso in Deutschland gibt.
www.trampe-communication.de