Wochenrückblick: Microsoft stellt die Designfrage

Überraschung, Überraschung: Microsoft legt Wert auf Design
Überraschung, Überraschung: Microsoft legt Wert auf Design
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Apple vs. Amazon vs. Google vs. Microsoft: Im Herbst 2012 eskaliert der Konkurrenzkampf der Internet-Giganten, Microsoft stellt die Design-Frage. Die Verlagsgruppe Handelsblatt überrascht mit einer Personalie. Der kreativwettbewerbsmüde Jean-Remy von Matt wird Jurypräsident beim ADC-Festival 2013. Was außerdem noch passiert ist in dieser Woche bringt der HORIZONT.NET-Wochenrückblick Chillout.

MARKETING

Apple vs. Google vs. Amazon vs. Microsoft: Irgendwann einmal wird der Herbst 2012 in die Geschichte eingehen als der Herbst, der einen weiteren Paradigmenwechsel im Medienverhalten der Menschen - ja, schon wieder! - eingeläutet hat. In einer Kombination von Hard- und Software-Innovationen haben vier Internet-Riesen innerhalb weniger Wochen ein, wie es so schön heißt, Produktfeuerwerk abgebrannt, das es in dieser Form auch in der von jeder innovationsfreudigen, weil zur Innovation verdammten, Digitalindustrie noch nicht gegeben hat. Besonders überraschend: Microsoft entdeckt Design und CEO Ballmer wird Testimonial. Die Kopfschmerzen von Marketern und Medien werden nicht geringer werden, im Gegenteil: Wie will man die Komplexität von mittlerweile kaum überschaubaren Mobile-Devices (der Hardware) - auf völlig unterschiedlichen Betriebssystemen (die Software) für handhabbare Marketingkommunikation und  Medienmarken einsetzen? Wo ist in diesem Fall das „max" von „reduce to the max"? Agenturen können sich auf Beratungshonorare von überforderten Auftraggebern freuen.

Denn sie wissen nicht, was sie tun: Nur 15 Prozent der Media- und Kommunikationsentscheider in deutschen Unternehmen haben ein klares Verständnis davon, welchen Mehrwert einzelne Kommunikationskanäle liefern. Das ist ein ziemlich traurig stimmendes Ergebnis einer Studie von McKinsey und der Organisation Werbungtreibender im Markenverband (OWM), passt aber zu der Meldung oben. Diskussionsstoff zuhauf für die OWM-Tagung Mitte November.

Was sonst noch passiert ist: Red Bull feiert sich selbst+++Revival: Jacobs Krönung reaktiviert das Glücksrad+++Tea Time: Nestlé automatisiert die Tee-Stunde

MEDIEN

Gabor Steingart: Die Personalie der Woche wird am Montag vermeldet und überrascht die gesamte Medienszene: Der meinungs- und kampagnenfreudige "Handelsblatt"-Chefredakteur Gabor Steingart wechselt die Schreibtisch-Seite und wird Geschäftsführer der Verlagsgruppe Handelsblatt. Sein Nachfolger Hans-Jürgen Jacobs kommt von der „SZ“. Steingart und Jacobs kennen sich von gemeinsamen „Spiegel“-Jahren, dennoch wird interessant zu beobachten sein, ob Jacobs den nicht nur meinungsfreudigen, sondern vor allen Dingen auch kampagnenlastigen Steingart-Kurs weiterverfolgt. Düsseldorf kennt der gebürtige Wiesbadener Jacobs in jedem Fall ziemlich gut: Er war schon einmal von  1986 bis 1989 bei der Verlagsgruppe Handelsblatt beschäftigt.

Anti-Apple-Front: Freiheit ist, wenn man wählen kann. Apple lässt den Medien nur die Wahl, mitzumachen oder auszusteigen. Klammheimlich hat der US-Monopolist die App-Preise um durchschnittlich 15 Prozent erhöht. Das ist frech und eine Zumutung. Noch überstrahlt die Magie der Marke Apple das eigentlich unerträgliche Gehabe des Konzerns. Noch dreht die Welt bei jedem Produktlaunch und -upgrade komplett durch. Irgendwann wird das vorbei sein. Es ist noch zu früh, den Champagner kalt zu stellen. Aber jeder Protest kratzt am Image des einstigen Ausnahmeunternehmens. Irgendwann wird der Lack ab sein.

Gruner +Jahr: Die spannendste Frage, die das G+J-Vorstands-Trio beantworten muss, lautet: Wie schaffen wir es, „Stern" und „Brigitte" wieder zu neuen Glanz zu verhelfen - in Print und im Digitalen? Erst einmal muss gespart werden: "Brigitte Balance" wird eingestellt, auch über Stellenabbau diskutiert man am Baumwall Presseberichten zufolge.

Was sonst nocht passiert ist: ARD will Talkshows reduzieren+++Buch-Joint-Venture gegen Amazon+++Back to the roots geht Bernd Buchholz: Der Ex-G+J-Chef will für die FDP in den Bundestag.

AGENTUREN

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Erst verkündet Jean-Remy von Matt öffentlichkeitswirksam im „Spiegel" den temporären Ausstieg von JvM bei Kreativwettbwerben. Dann vermeldet der ADC, dass der Schweizer von Matt der Jurypräsident des ADC-Festival 2013 wird. Auf diese Weise wird zumindest sichergestellt, dass Jurypräsident der nach ADC-Meinung  härtesten Jury der Welt neutral die Weichen für die Vergabe der Nägel stellt.

Kult trifft Aufreger: Es gibt Marken, die sind Kult. Und es gibt Marken, die sind zumindest für den einen oder anderen Aufreger gut. Zalando ist Kult-Marke. Media-Markt ist Aufreger-Marke. Wenn sich beide in einem Spot treffen, ist für Diskussion auf jeden Fall gesorgt. In einem der zahlreichen aktuellen Media-Markt-Spots wird Zalando sanft persifliert. Das sei „keine Verarsche", sagt Thomas Strerath, Chef der betreuenden Agentur Ogilvy und seit dieser Woche auch Aufsichtsrat beim Internetagentur-Network Syzygy. Der Aussage schließen  wir uns an. Und Zalando? Der Commerce-Shootingstar fühlt sich geehrt.

Was sonst noch passiert ist: Henkel USA: OMD behält den Mediaetat+++Zenith Optimedia muss weltweiten Geox-Etat verteidigen. vs
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