Wer versucht, mit der Agentur in Kontakt zu treten, wird enttäuscht: "Rechnung jenseits von Gut und Böse? Eilige Druckdaten nie erhalten? Timing geplatzt? Versuchen Sie Ihr Glück: noreply@schnellundschmutzig.de", heißt es auf der
Homepage. Immerhin ist es äußerst amüsant, sich durch den Webauftritt des inhabergeführten Kommunikationsbüros zu stöbern: Unter den Arbeitsproben findet sich eine Bierwerbung mit einem offensichtlich minderjährigen Testimonial, eine Stellenanzeige liest sich wie die Anheuerung für ein Sklavenschiff und in der Selbstdarstellung der Agentur heißt es: "Bei uns ergeht es Ihnen wie in einem Nobelrestaurant. Nichts auf dem Teller. Alles auf der Rechnung." Der Knüller sind jedoch die Lebensläufe der Chefs:
Jochen Schmutzig ist bekennender Scientologe und mit der "Goldenen Pflaume" ausgezeichnet, während sein Co.
Dennis Schnell hauptsächlich von seinem Domizil an der Algarve aus arbeitet.
Die Chefs: Schweinekreativ und mit tollem Instinkt ausgestattet
Eine Agentur also, die sämtliche Negativerwartungen eines Kunden erfüllt. Wie kann so ein Laden heutzutage überhaupt existieren, fragt man sich. Tut er doch gar nicht: Schnell + Schmutzig ist eine Erfindung der Frankfurter Agentur
Liebchen + Liebchen, die mit der Aktion ihre eigene Branche ein wenig auf die Schippe nehmen möchte. "Wir zeigen das Zerrbild einer Werbeagentur, die den Übergang zum Dienstleister, der partnerschaftlich mit seinen Kunden zusammenarbeitet, nicht vollzogen hat", sagt Geschäftsführerin
Ilona Liebchen. "Die von uns erfundenen Agenturchefs sind viel zu sehr mit sich selbst und ihrem kreativen Ethos beschäftigt. Mit der Aktion sagen wir potenziellen Auftraggebern, dass wir verstanden haben, was sie auf keinen Fall wollen. Und dass wir das passende Angebot für sie haben." Entsprechend werden Besucher der Fake-Seite mit nur einem Klick auf die Homepage von Liebchen + Liebchen ausgeleitet.
Liebchen + Liebchen gibt es seit 1992. Die Agentur hat 24 feste und freie Mitarbeiter und ist vor allem im B-to-B-Bereich tätig.
ire