"Unser Budget für Social Media Marketing ist recht knapp bemessen" - wenn es nach Helge Ruff, Geschäftsführer der Social-Media-Agentur One Two Social in München, geht, hören Dienstleister diese Aussage immer noch viel zu häufig von Unternehmen. Und das, obwohl Social mittlerweile aus dem Marketing-Mix nicht mehr wegzudenken ist. In seinem Gastbeitrag bricht Ruff eine Lanze für die Disziplin, der er sich mit seiner Agentur verschrieben hat, und erklärt, warum es bei weitem nicht mehr ausreicht, auf organische Reichweite und Mainstream-Bildcontent zu setzen.
Warum wird Social Media von vielen noch immer stiefmütterlich behandelt und nicht richtig ernst genommen? Beim Blick auf
aktuelle Studien ist das nicht nur verwunderlich, sondern erschreckend, denn rein statistisch gesehen sind Social-Media-Kanäle die derzeit meistgenutzten Medien - speziell von jungen Zielgruppen.
Im Vergleich zu klassischen Werbeformen zieht Social den Kürzeren
Eine Studie von Business Insider und Statista prognostiziert sogar, dass die Verweildauer, die bis Ende 2018 in digitalen Medien verbracht wird, die Zeit, die Menschen mit klassischen Medien verbringen, übersteigen wird. Die Nutzer halten sich demnach pro Tag fast drei Stunden im Internet auf, ein Drittel dieser Zeit gemäß
GlobalWebIndex allein im Social Web. Faktenkontor veröffentlichte in Kooperation mit dem IMWF Zahlen, die zeigen, dass man via Facebook über 70 Prozent der deutschen Internetbevölkerung ab 20 Jahren erreicht.
Opinary Social Media
Bei der Content-Erstellung und beim Media Budget liegen die Schwachstellen
Es gibt zwei große Töpfe, die budgetär deutlich unterversorgt sind: Zum einen das Budget für die Erstellung von hochwertigem Content und zum anderen das Media Budget für diesen. Wenn es um Investitionen in diese Bereiche geht, herrscht nach wie vor Zurückhaltung. Und das, obwohl allgemein bekannt ist, dass man täglich Content auf allerhöchstem Niveau bieten muss, um seine Zielgruppe in der Werbeflut zu erreichen. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass Investitionen in die besondere Ästhetik und Darstellung von Social Media Postings und Videos nötig sind.
Wenn die Option besteht, Millionen Menschen aus einer bestimmten Zielgruppe mit seinen Botschaften zu erreichen, sollte man mit einem zumindest vergleichbaren Budget ausgestattet sein. Andernfalls wird die Reichweite einfach nur künstlich klein gehalten.
Helge Ruff
Natürlich kostet die Produktion solcher Inhalte Geld. Aber: Bei TV-Kampagnen kommt ja auch niemand auf die Idee, einen Imagefilm von der Webseite als TV-Ad zu nutzen, um Kosten zu sparen. Stattdessen wird ein eigener TV-Spot kreiert. Nicht anders sollte es im Umgang mit Social-Media-Content sein. Ähnlich verhält es sich beim Media Budget für dessen Verbreitung. Wenn die Option besteht, Millionen Menschen aus einer bestimmten Zielgruppe in einem Monat mit seinen Botschaften zu erreichen, sollte man mit einem zumindest vergleichbaren Budget ausgestattet sein. Andernfalls wird die Reichweite einfach nur künstlich klein gehalten.
Die Unwissenheit über die Macht des Mediums ist immer noch groß
Social Media Marketing ist bei den meisten Unternehmen immer noch in der Lernphase. Denn mit den vielen Möglichkeiten entsteht auch eine gewisse Komplexität, die im schnelllebigen Digitalmarkt nicht leicht zu durchblicken ist. Auch fehlt häufig das Verständnis für die Zielgruppe. Nur das einfache Veröffentlichen von Inhalten stellt die User lange noch nicht zufrieden. Der Content muss erstklassig und auf den ersten Blick eine Punktlandung sein. Wenn nicht, wird die Aufmerksamkeit der User schnell auf andere Inhalte gelenkt. Hier zieht nur die Kombination aus Darstellung und Mehrwert. Ignoriert man diesen Umstand, verschenkt man echte Potenziale.
Fazit: Es besteht durchaus noch Luft nach oben
Das Ende der Fahnenstange ist im Bereich Social Media noch lange nicht erreicht. Ich bin überzeugt davon, dass jeder Euro, der mit einem vergleichbaren Ziel in Social Media statt in klassische Werbemedien investiert wird, einen größeren Effekt hat und deutlich mehr Menschen mit einer deutlich höheren Kontaktqualität erreicht. Das funktioniert aber nur, wenn Unternehmen die entsprechenden Budgets dafür locker machen. Mein Appell: Social Media braucht ein mindestens gleichwertiges Budget, um seine volle Macht zu entfalten. Auch wenn diese Macht noch nicht voll ausgeschöpft wird, bin ich mir sicher, dass der Tag kommen wird, an dem die Marketing-Chefs sich mit ihren Social-Media-Kampagnen genauso brüsten wie mit ihren TV-Spots!