Special
Julia Jäkel, Gruner+Jahr, auf der Dmexco
Die Bühne, auf der vor wenigen Minuten Facebook-Managerin Sheryl Sandberg in der überfüllten Congress Hall gestanden hat, betreten nach ihr Franziska von Lewinski, Vorstand bei Fischer-Appelt, und Julia Jäkel, Gruner+Jahr-Chefin. Das gibt Anlass zur Kontroverse. Schließlich sprach sich Jäkel vor Kurzem in einem Handelsblatt-Interview für einen "Corporate-Responsibility-Kodex" aus: Ein Appell an Wirtschaftsunternehmen, dass sie ihr Verhältnis zu den großen Internetkonzernen überdenken sollten. Was sie denn gegen Facebook habe, lautet die Eröffnungsfrage von Lewinski an Jäkel.
Special
Alle Artikel dieses Specials
X
Die Antwort der G+J-Chefin: Sie habe nichts gegen Facebook, sie sei sogar in "vielfältigen Beziehungen" mit dem Social Network und anderen großen Plattformen. Dennoch stehe für Jäkel aber außer Frage, dass Diskussionen angezettelt werden müssen. Diskussionen darüber, wie unsere Gesellschaft aussehen wird, wenn sich die derzeitige Entwicklung fortsetzt.

© Facebook
Facebook-Managerin Sheryl Sandberg "Für Hass gibt es keinen Platz auf Facebook"
Dmexco 2017: Die Bilder vom ersten Tag
Vielmehr ergänzen sich mittlerweile beide Seiten, erklärt Jäkel. Neue Magazine wie Beef oder Barbara würden gerade wegen der Digitalisierung so gut funktionieren, da durch das gedruckte Blatt das Bedürfnis nach Ruhe und Langsamkeit befriedigt würde. "Es muss aber nicht jedes Produkt automatisch einen digitalen Auftritt haben", sagt Jäkel. Das beweise ihr Hamburger Verlag auch schon sehr gut. Es gibt Produkte, die für sich allein in Print stehen und solche, die ausschließlich digital vorkommen. Außerdem gibt es Fälle wie Chefkoch, in dem die digitale Version ins Gedruckte übertragen wurde. Der Verlag sei demnach ohnehin schon in vielen Segmenten digital präsent und sei fast überall die Nummer 1 oder 2. Man habe eben "wahnsinnig in Technologie investiert". Das Ziel dabei: "Das ganze Haus in die Zukunft führen", so die G+J-Chefin. Das bedeute aber nicht, dass G+J der digitalste Verlag werden möchte. In Zahlen macht Digital laut Jäkel derzeit etwa ein Viertel des Umsatzes aus.
Zum Schluss bleibt von Lewinski noch eine Minute Zeit, Jäkel "etwas ganz Persönliches" zu fragen: "Wie digital bist du?" Sie sei extrem digital und habe sogar eine "Abhängigkeit" von ihrem "dusseligen iPhone" entwickelt, antwortet die Managerin. Schuld seien wahrscheinlich die ausgeschütteten Endorphine. "Aber es gibt auch Momente, in denen ich tiefer in ein Thema eintauchen, wirklich etwas verstehen möchte und in denen nachhaltig etwas in meinem Kopf bleiben soll: Dann greife ich nach wie vor sehr gerne zu etwas Gedrucktem", ergänzt Jäkel. Das ließe sie nach der Lektüre ohnehin oft etwas glücklicher zurück. bre